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Doris Günther

Keine Angst vor Stress

Was ist Stress und woran erkennst du, dass du gestresst bist?

Zunächst ist es wichtig, sich klar zu machen, was der Begriff Stress bedeutet. Aus gesundheitspsychologischer Sicht meint man damit eine psychische und körperliche Reaktion auf eine äußerst herausfordernde Situation.


Zur Zeit der Säbelzahntiger, in der vieles geprägt wurde, was wir auch heute noch in uns tragen, trat diese in Momenten auf, in denen es um die eigene Existenz ging. Wenn es ums Kämpfen oder Flüchten ging, brauchte das natürlich unsere ganze Aufmerksamkeit und Energie.

Auch heute bringt sich der Körper noch, sobald Gefahr erkannt wird, in einen Alarmzustand, um für kurze Zeit Höchstleistungen erbringen zu können.

Doch wenn wir ehrlich sind, treten solch lebensbedrohliche Momente sehr in den Hintergrund.


In der jetzigen Zeit erleben wir Stress meist unter anderen Umständen, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit unserer Arbeit oder unserer Familie.


Es gibt jedoch ein verbindendes Element aller noch so unterschiedlich ausgelösten Stressmomente, nämlich die Angst.


Angst

„Stress ist das, was wie erleben, wenn etwas, das uns wichtig ist, in Gefahr ist.“, so die amerikanische Stressforscherin Kelly McGonigal.


Man könnte nun meinen, dass Stress durch äußere Umstände, die bedrohlich sind, ausgelöst wird. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass Stress in Wahrheit nicht durch die Situation selbst entsteht, sondern dadurch, wie wir die Situation wahrnehmen und das Wahrgenommene anschließend bewerten.


Nochmal der Reihe nach:

  • zuerst nehmen wir wahr

  • dann bewerten wir

  • dadurch wird eine körperliche Reaktion ausgelöst

  • wir stellen eine unangenehme Empfindung fest

  • und bezeichnen diese kurzerhand als Stress.


Mit anderen Worten: wir sagen Stress, wenn wir eigentlich Angst meinen. Angst, dass uns selbst oder unseren Lieben etwas Unschönes widerfahren könnte. Angst, dass wir Dinge, die uns wichtig sind, nicht erreichen oder verlieren könnten. Angst, dass wir mit unseren Ressourcen nicht auskommen könnten. All diese Vorstellungen erzeugen unangenehme Zustände in unserem Körper.


Was tun?

Wenn du jemand bist, der häufig unter Stress „leidet“, entscheide dich für eine neue Umgangsweise damit.


Drücke deine unangenehmen Empfindungen nicht mehr weg wie einen Wasserball, den du unter der Wasseroberfläche halten möchtest - sondern integriere ab jetzt dein Wissen, dass Stress nichts anderes als Angst bedeutet.


Benenne diese Angst. Was genau ist es, wovor du Angst hast? Stell dir diese Frage und lass die Antwort zu. Anders gesagt: Lass den Wasserball an die Oberfläche kommen und hör zu, welche Nachricht er dir überbringt.

Das Erkennen und Annehmen dieser Antwort ist auf Dauer nicht so schmerzhaft wie das permanente Wegdrücken von diffusen, unangenehmen Empfindungen. Das kostet wertvolle Energie, die dir an anderer Stelle fehlt.


Das Tolle an der Sache ist:

Sobald du benennen kannst, wovor du Angst hast, bist du bereits in eine konstruktive Richtung unterwegs. Durch die Konfrontation mit ihr wird dir auf der anderen Seite langsam deutlich, was dir im Innersten wirklich wichtig ist. Schreib dir auf, was das ist und entscheide dich dafür, dass du von nun an deine Energie in diese Bereiche investierst.


Sobald du bei diesem Punkt angelangt bist, werden sich durch dein verändertes Verhalten und deine neue Einstellung deine Ängste Schritt für Schritt in Mut und Zuversicht verwandeln.


Deine Hände sind ja jetzt frei, weil du keine Bälle mehr unter Wasser halten musst. Du kannst also wieder anpacken. Aber eben nicht mehr alles. Sondern jene Dinge und Themen, die zu dir und in deine Richtung passen. Du findest wieder Anschluss an das Vertrauen, um mutige, zuversichtliche Schritte zu gehen. Nicht, um etwas zu vermeiden, sondern, um das zu kreieren, wofür du hier angetreten bist.


Tipps zum Aussteigen aus der Stress-Angstspirale:

  1. Verschaffe dir Abstand Sobald du bemerkst, dass du im Stress gefangen bist, ziehe dich physisch - und wenn das nicht möglich ist - zumindest geistig zurück, um Abstand zu gewinnen. Ein kurzes Innehalten wirkt Wunder. Sobald du deine Situation aus einer inneren Distanz betrachten kannst, wirst du wieder Kontrolle gewinnen.

  2. Achte auf deinen Atem Flaches, schnelles Atmen ist ein Anzeichen von chronischem Stress. Mache es dir zur Gewohnheit, gleichmäßig aus- und wieder einzuatmen. Dadurch wird dein Herz auf Dauer entlastet und chronische Stressmuster lösen sich auf. 5 Sekunden lang müheloses Einatmen und 5 Sekunden lang entspanntes wieder Ausatmen sind ein gutes Ziel. Du kannst das wunderbar mit Atemapps üben. (Paced breathing - Android, The Breathing App - Apple)

  3. Hab keine Angst vor der Angst Nichts ist schlimmer als die Angst vor der Angst. Diese führt dazu, dass wir „einfach irgendwas und zwar möglichst viel davon“ machen oder aber handlungsunfähig werden. Die Angst ist aber nicht dein Feind. Wenn du ihr zuhörst, erfährst du nämlich auf der anderen Seite, was dir wirklich wichtig ist. Hör dir das an. Und dann stehe genau dafür auf und ein. Mut, Zuversicht und Freude wachsen proportional zu den Schritten, die du bewusst in deine authentische Richtung gehst.

  4. Achte auf deine Energie Glaube deiner Angst aber trotzdem nicht alles, was sie dir erzählt, denn sie ist ihres Zeichens Professorin in Sachen Schauergeschichten. Steige nicht in ihre Energie ein, sonst seid ihr beide gemeinsam unterwegs in eine Richtung, die nichts Konstruktives hervorbringt. Nichtsdestotrotz: Solange sie nun mal da ist, bleibe im „emotionslosen“ Gespräch mit ihr. Nutze eure Konversation dazu, herauszufinden, wofür - und nicht wogegen - du deine Energie verwenden möchtest. Dann hast du in Zukunft wahrscheinlich auch viel zu tun. Allerdings auf Basis von Freude, Mut und Zuversicht, was ein weit angenehmeres Körpergefühl hervorruft als Angst!

  5. Trinke ausreichend Wasser Das Einfache liegt so nah. Trinke ausreichend Wasser (30 - 40 ml/kg Körpergewicht). Vor allem in der Zeit zwischen 16 und 19 Uhr tust du dir damit, aufgrund der Organuhr, etwas Gutes. Du unterstützt so deine Blase und deine Nieren, denen die Emotion Angst zugeordnet ist.

  6. Unterstütze dein Unterbewusstsein Du strahlst aus, was du in deinem Unterbewusstsein mit der herumträgst. Leichte, positive Energie, die von dir ausgeht, zieht leichte, positive Situationen in dein Leben. Wähle besonders weise, was du in der Phase des Aufwachens sowie des Einschlafens über deine Sinne in dich hinein lässt. Denn in diesen Phasen ist der Zugang zu deinem Unterbewusstsein weit geöffnet.

  7. Lift yourself up! Umgib dich, wann immer es möglich ist, mit Menschen, die dir gut tun. Menschen, die dich lieben und annehmen, so wie du bist. Menschen, bei denen du dich während und nach einer Begegnung wohl und „upgeliftet“ fühlst. Geh raus in die Natur, hör gute Musik und das Allerwichtigste: Entscheide dich für die Freude am Leben!


Alles Liebe!

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